Liebe Unterstützer*innen, liebe am COMMuna-Wohnprojekt Interessierte,
vor fast genau 12 Monaten kam unser letzter Rundbrief. Das ist eine lange Pause, die sich nicht wiederholen soll und damit zusammenhängt, dass wir viel beschäftigt waren, und das nicht nur zuhause an der Wassermühle. Wie Ihr wisst, sind wir alle auch in verschiedenen überregional politisch tätigen Zusammenhängen aktiv, und das besonders im Sommer auf Protestcamps und Widerstandsaktionen. Ein Schwerpunkt war und ist noch immer das Dorf Lützerath, das von RWE abgebaggert werden soll. Es ist ähnlich wie vor drei Jahren der Hambacher Wald zum Symbolort geworden, und viele Menschen sind dorthin gezogen, um sich der von „NRWE“ geplanten Räumung und Zerstörung zu widersetzen. Es geht dabei um sehr viel, u.a. auch um das längst fällige Ernstmachen im Bemühen um das Erreichen der sog. Pariser Klimaziele. Aktuell erwarten wir ein Gerichtsurteil, das die Bagger vor Lützerath stoppen könnte, aber wenn das ungünstig ausfallen sollte, dann stehen wir – zusammen mit vielen anderen – in den Startlöchern, um die rund 100 in Lützerath großenteils in Baumhäusern Lebenden zu unterstützen in ihrem Widerstand gegen die Fortsetzung dieses Wahnsinns…
Wir waren aber nicht nur unterwegs, sondern auch in Brömsenberg aktiv. In unserem Haus und im Garten fanden etliche Treffen statt zur Vorbereitung von Camps und Aktionen wie zum Beispiel ein Wochenend-Workshop zur Weitergabe der Fähigkeit, das COMM-Zirkuszelt aufzubauen, oder ein Training zur Nutzung von Tripods in Aktionen und vieles mehr.
Und auch zu Haus und Hof und unserem Wohnprojekt waren wir aktiv. Zwar hat es im vergangenen Jahr kein „Bau- und Kennenlern-Wochenende“ gegeben, zu dem wir öffentlich und breit eingeladen haben, aber wir hatten etliche Besucher*innen, die eine Weile hier waren, um uns und das Projekt kennenzulernen. Und auch als Resonanz auf unseren Info-Falter, den wir Freundinnen zum Auslegen beim „Los geht’s“ des Kommune-Netzwerks Kommuja mitgegeben hatte, hatten wir Besucher*innen. Mit einigen sind wir weiter in Kontakt zwecks näheren Kennenlernens und gegebenenfalls gemeinsamer Weiterplanung des Projekts.
Der damit zusammenhängende Bebauungs-Plan sollte eigentlich der Schwerpunkt in diesem Jahr werden, und wir hatten schon angefangen, uns in die komplexe Materie einzuarbeiten, damit wir nicht völlig ahnungslos uns auf die Fachleute in Planungsbüro und Behörden verlassen müssen. Es gab auch erste Treffen und Vorüberlegungen, und nach der Sommerpause geht es jetzt intensiv weiter. Da es dabei aber um entscheidende Weichenstellungen geht, wollen wir das zusammen mit unserem Architekten gründlich machen und nehmen uns die nötige Zeit.

Was sonst noch passiert ist:
- Wir haben uns nicht nur weiter „verwurzelt“ in unserer neuen Heimat, wir haben auch begonnen, uns öffentlich als Anti-Faschist*innen zu outen. Einerseits durch das Anbringen eines entsprechenden, gut sichtbaren Banners an unserer Baracke (die aus einem Nazi-Lager für Zwangsarbeiter*innen in der Nähe stammt, aber nach 1945 erst hier aufgebaut wurde als Lagerraum für die Mühle), andererseits durch Teilnahme an den Gegendemos gegen die von NPD- und AfD-Leuten organisierten Demos gegen die Corona-Maßnahmen. Tenor der Gegendemos: „Es gibt vieles zu kritisieren an der Corona-Politik der Regierungen, aber das ist kein Grund, mit eindeutigen Nazis gemeinsame Sache zu machen.“ Am 8. Mai, Tag der Befreiung Europas von der Nazi-Gewaltherrschaft, folgten wir der Einladung des „Bündnis Wage Mut“ zu einer kleinen Veranstaltung in Groß Krams. Das Dorf liegt 15 km von Brömsenberg entfernt und war Thema in der NDR-Reportage „Mein Nachbar ist Nazi – Was tun?“.
- Wir haben einen Anlauf gestartet, die o.g. verfallende Baracke zu retten und einen Förderantrag zu stellen, um sie zu restaurieren und zu einer Gedenkstätte und Veranstaltungsraum auszubauen. Anfangs waren wir optimistisch und wurden von einigen Behördenvertreter*innen ermutigt, aber am Ende sah das Kreisbauamt den fehlenden B-Plan als unüberwindliches Hindernis an. Schweren Herzens nahmen wir das erstmal hin und versuchen es später wieder. Im Zusammenhang mit der Beschäftigung mit der Geschichte der Baracke hat ein Freund von uns angefangen, es zu seinem Hobby zu machen, die Geschichte der Mühle zu erforschen. Er hat Angehörige des letzten Müllers recherchiert und kontaktiert sowie verschiedene Archive besucht. Über die teils sehr interessanten Ergebnisse berichten wir, sobald er sie aufbereitet hat.
- Ende April kamen „unsere“ Schwalben zurück. Zur Erinnerung: Wir hatten rund 40 Mehlschwalbenpaare, die unter den Dachüberständen des Haupthauses nisteten. Für die Dachsanierung im Herbst 2020 mussten die Nester entfernt werden und in Absprache mit der Naturschutzbehörde haben wir eine entsprechende Anzahl „Nisthilfen“ angebracht. Diese künstlichen Nester wurden gut angenommen, und etliche Schwalben haben auch selbst neu gebaut. Wir haben uns sehr gefreut und genossen das vertraute sympathische Gezwitscher.
- Zum zweiten Mal gab es in Lübtheen auf der zentralen Grünfläche am 6. August die Hiroshima/Nagasaki-Mahnwache, und seit März 2021 ist unsere Bürgermeisterin bei den Mayors for Peace.
- Elu ist seit seiner Zeit in Rostock in einer Genossenschaft, die eine mobile Mosterei betreibt. An einem Wochenende im Oktober war das „9 Raben“-Kollektiv zum Mosten hier, und wir haben einerseits in der Nachbarschaft eingeladen, mit eigenem Obst zu kommen, und andererseits sind wir kurz vorher losgefahren, um in der Umgebung Äpfel von den Alleebäumen zu ernten. Es waren einige Nachbar*innen mit Äpfeln, Birnen, Quitten und Trauben da, und auch wir haben jetzt wieder genug Apfelsaft bis zum nächsten Herbst.
- Unser Lieblingsmaurer Lars hat im Herbst den zweiten der beiden Schornsteine, die im Rahmen der Dachsanierung neu aufgemauert werden mussten, fertig gebaut, und in Kürze wird auch der verrohrt werden wie der andere schon im Sommer.
- Wir haben bei der selben Stelle, von der wir den großartigen Zuschuss zur Dachsanierung bekommen haben, einen neuen Antrag gestellt zur Förderung der Erneuerung aller Fenster und Türen des Wohnhauses und der Sanierung seiner Fassade. Wir warten gespannt auf den Bescheid.
Wenn diese Förderung bewilligt werden und es losgehen sollte im kommenden Frühjahr mit den neuen Fenstern, brauchen wir trotz des beachtlichen Zuschusses auch eine Menge eigenes Geld, und auch der B-Plan kostet eine fünfstellige Summe. Ausserdem überlegen wir, mit der Installation einer Photovoltaik-Anlage nicht mehr bis zur Sanierung des betreffenden Daches in ein paar Jahren zu warten, sondern möglichst schnell damit zu beginnen. Dazu gab es schon erste Gespräche mit Fachleuten, und das geht Anfang nächsten Jahres weiter, aber auch das kostet erstmal mehr als es einbringt. Momentan haben wir zwar ein Polster auf dem Girokonto, und die GmbH hat im laufenden Betrieb inkl. Abzahlung des Bankdarlehens mehr Einnahmen als Ausgaben. Aber um weiter „auf der sicheren Seite“ zu bleiben, brauchen wir in Kürze mehr „günstiges Geld“ in Form von Direktkrediten.
Ich möchte mit dem Ende des letzten Rundbriefs schliessen, der nach wie vor uneingeschränkt gilt:
… unser Wunsch an Euch: Überlegt bitte,
- ob Ihr selbst dieses tolle Projekt (gegebenenfalls wiederholt) unterstützen wollt mit einem (gegebenenfalls weiteren) Direktkredit oder auch einer Spende, und
- ob Ihr Menschen kennt, die dieses tolle Projekt kennenlernen sollten, damit sie es mit einem Direktkredit oder auch einer Spende unterstützen können.
Bitte leitet diese Mail an solche Menschen weiter. Im Anhang sind Infos zu unserem Projekt und zu Direktkrediten. Und natürlich beantworten wir gerne Fragen zu beidem.
Was wir anbieten:
- Einerseits werden wir weiter sehr engagiert dieses Projekt vorantreiben, um bald mit mehr Menschen unsere Vision von solidarischer Gemeinschaft zu leben und ein politisches Zentrum mit regionaler und überregionaler Wirkung zu schaffen.
- Zum anderen heißen wir alle Interessierten willkommen (sofern es nach dem Winter die Corona-Situation hoffentlich wieder zulässt), uns für einen oder mehrere Tage in unserem „kleinen Paradies“ zu besuchen. Unsere Gästezimmer und -wagen bieten nur einfachen Komfort, aber bisher hat es allen unseren Besucher*innen gefallen hier zu sein.
Ansonsten wünschen wir Euch und Euren Lieben ein paar möglichst erholsame Tage in dieser verrückten und anstrengenden Zeit und viel Kraft und Geduld für die Herausforderungen, die das neue Jahr bringen wird.
Alles Gute und auf Wiedersehen!
PS: Ein Wort noch zu „wir“ und „Ihr“: „Wir“ sind in diesem Text die, die vor Ort leben und mitarbeiten, und „Ihr“ seid die in diesem Text angesprochenen, aber „wir“ sehen die Mühle als unser aller gemeinsames Projekt an. Insofern seid „Ihr“ auch „Wir“. 😉
Und ein Satz noch zu Spenden: das im COMMuna-Falter genannte Spendenkonto IBAN: DE80 4306 0967 1029 8218 00 BIC: GENODEM1GLS ist das der Wassermühle Brömsenberg gGmbH. Wir können also steuermindernde Spendenbescheinigungen ausstellen.
Liebe Grüße von carsten für die COMMuna in der Wassermühle Brömsenberg