Liebe Unterstützer*innen, liebe am COMMuna-Wohnprojekt Interessierte,
seit der ersten Ausgabe dieses Rundbriefs am 13. April ist eine Menge Zeit vergangen, die arbeits- und ereignisreich war. Über den Teil davon, der nicht mit dem Wohnprojekt und der Mühle zu tun hat, nämlich unsere Beteiligung an der „Kulturellen Landpartie im Wendland“ und an der „Aktionspräsenz am Fliegerhorst Büchel“ will ich in den nächsten Tagen in einem [COMM-Rundbrief] (kann hier abonniert werden) berichten. (Ich hoffe, ich schaffe es vor der Lebenslaute-Aktion, für die wir morgen schon mit dem Aufbau beginnen.)
Hier wollen wir Euch jetzt über die Entwicklungen in Sachen „Wassermühle Brömsenberg“ informieren. Und den Dank an diejenigen hier in der Runde, die uns einen Direktkredit zugesagt haben, wiederholen! Es sind seit dem letzten Rundbrief noch einige dazu gekommen, und „einfach so“ Interessierte auch.
Darum vorweg wieder ein paar Worte zu dieser Liste und zum Umgang mit den Daten von denen, die dem Projekt Geld leihen werden:
Zur Anrede auf dieser Liste: Wir haben überlegt, wie wir Euch in den Mails hier ansprechen sollen. Nicht wegen „Du“ oder „Sie“ waren wir unsicher, wir kennen Euch ja alle persönlich, und wir duzen uns (fast) alle. Wir wussten nicht, ob wir die Leser*innen dieser Liste einzeln ansprechen sollen oder alle Unterstützer*innen gemeinsam. Wir haben uns für letzteres entschieden, weil der Kreis der Direktkreditgeber*innen, Unterstützer*innen und Interessierten für uns schon eine Art Gemeinschaft ist, auch wenn Ihr nicht unbedingt von einander wisst. Das führt direkt zum nächsten Punkt,
zum Datenschutz: Wir werden Eure Namen und sonstigen Daten nicht weitergeben. Insbesondere werden wir niemandem sagen, wer uns wieviel Geld leiht. Ausnahmen hiervon sind die GLS-Bank, die für die Finanzierung Kopien der Direktkreditverträge „größer 10.000 Euro“ haben will, und gegebenenfalls der/die Steuerberater*in, wenn wir in Zukunft eine*n bemühen. Aber beiden können wir vertrauen, und beide unterliegen der Schweigepflicht. Andersherum verlangen wir von Euch keine Geheimhaltung. Wer gerne weitererzählen will, dass er/sie unser Wohnprojekt mit einem günstigen Direktkredit unterstützt, kann das gerne tun. Das motiviert vielleicht noch weitere Menschen, sich zu beteiligen.
Diese Liste ist als „Einbahn“-Infoliste eingestellt. Wir aus dem Wohnprojekt werden Euch in unregelmäßigen Abständen mit Informationen versorgen, und Antworten auf Listenmails gehen nicht wieder an alle, sondern an uns. Momentan sind die Mailadressen von 26 Personen eingetragen, von denen die meisten uns Kredite zugesagt haben.
Die Zahl der festen Kreditzusagen ist derzeit 24, die Summe liegt bei 113.000 €.
Und nun zur Entwicklung seit dem letzten Rundbrief. Damals schrieb ich: „Das Weitermachen besteht momentan darin, dass wir den Kauf vorbereiten.“ Dazu gehörte die Klärung einiger Fragen, die für unsere endgültige Kaufentscheidung wichtig sind, nämlich neben dem Begutachten der Bausubstanz und der Abfrage der baurechtlichen Genehmigungsfähigkeit unserer Vorhaben auch die Frage, welche Sanierungs- und Ausbaukosten auf uns zukommen und ob und wie wir die stemmen können.
Das war und bleibt wohl auch eine Art Hürdenlauf. Es war eigentlich klar, dass einige Schwierigkeiten auf uns zukommen würden, aber ein paar dieser Hürden hatten wir nicht vorhergesehen.
Z.B. hat es fast drei Monate gedauert, bis wir die für unsere Bank nötigen Unterlagen vom bisher von der Eigentümer-GbR beauftragten Notar bekommen hatten. Und der verband das gleich damit, den Auftrag zurückzugeben und uns ein anderes Notariat zu empfehlen…
Die Anfrage beim Bauamt nach den Nutzungsmöglichkeiten für die Gebäude ergab, dass es „wegen der Lage im Aussenbereich für jegliche Nutzungsänderung keine Rechtsgrundlage“ gäbe. Das heißt, momentan darf im Wohnhaus gewohnt werden, aber alle anderen Gebäude sind legal eigentlich nicht zu gebrauchen, schon gar nicht, wenn sie für viel Geld zu weiteren Wohnräumen oder Werkstätten ausgebaut werden sollen. Das Bauamt gab aber auch gleich den Hinweis, dass diese fehlende Rechtsgrundlage von der Stadt Lübtheen geschaffen werden könne. So kontaktierten wir die Bürgermeisterin und den Leiter des Bauamts und rannten dort offene Türen ein. Sie würden sich freuen, wenn endlich etwas mit der Mühle gemacht würde, und was wir ihnen als unser Konzept vorstellten, gefiel ihnen. Um die genannte Rechtsgrundlage zu schaffen, muss ein Bebauungs-Plan gemacht werden, was sie gerne tun wollen, aber das würde ein dreiviertel bis ganzes Jahr dauern. Und es hätten ausser ihnen zwei andere wichtige Behörden mitzureden, nämlich das StALU (Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg) und das Biosphärenreservatsamt, denn das Grundstück liegt mitten im Biosphärenreservat „Flußlandschaft Elbe Mecklenburg-Vorpommern“ und die Sude, an der Mühle liegt, ist mit verschieden breiten Uferstreifen sog. Pflegezone.
Da wir einerseits die Immobilie nicht kaufen wollten, wenn die anderen Gebäude eigentlich zu fast nichts zu gebrauchen wären, andererseits aber weder wir noch die Verkäufer*innen ein Jahr lang warten wollten auf den Ausgang des B-Plan-Verfahrens, baten wir die beiden, bei den beiden Behörden voranzufragen. Von dort kam zum Glück recht bald die Nachricht, dass gegen unsere Pläne keine Bedenken bestünden. Und auch die Begutachtung der Bausubstanz durch mehrere erfahrene Fachleute ergab nichts Schlimmes. Die Risse in der Nordwest-Wand des Mühlengebäudes sind sehr wahrscheinlich alt und gehen nicht mehr weiter. Und die – zu dieser Jahreszeit sehr aktiven – Holzwürmer, deren Spuren in den leerstehenden Räumen reichlich zu finden sind, gehören zu der harmlosen Sorte, die erstens das Holz nicht massiv schädigen, weil sie nur in das weiche Splintholz gehen, und zweitens leicht zu bekämpfen sind, wenn nötig, weil sie nicht sowieso ausziehen, weil sie sich in beheizten und belebten Räumen nicht wohlfühlen. Und die Beschau ergab, dass die jetzt aktiven Würmer nur in den alten Fußbodenbrettern sind, nicht im Dachstuhl.
Damit waren für uns die wichtigsten Hindernisse für die Kaufentscheidung beseitigt, und auch weil die Verkäufer*innen anfingen zu drängen, weil sie den Verkauf in diesem Jahr abschliessen wollen, haben wir Ende Juni einen neuen Notar beauftragt mit dem Kaufvertragsentwurf und der Abwicklung des Verkaufs. Das scheint aber auch bei diesem Notar nicht ganz einfach zu gehen, weil im Zusammenhang mit dem Bodenordnungsverfahren, in dem sich das Mühlengrundstück befindet, Eintragungen im Grundbuch stehen, die den Verkauf wohl kompliziert machen. Darum kümmert sich der Sprecher der Verkäufer*innen zusammen mit dem Ansprechpartner vom StALU, und momentan ist der Notar im Urlaub.
Die andere Sache, die mit mehr Hindernissen als erwartet verbunden ist, ist die Gründung der juristischen Personen, die in unserem Projekt aktiv sein sollen. Erst hat bei der Gründung des Hausvereins COMMuna (das ist der Verein, in dem alle Bewohner*innen sich gleichberechtigt selbstorganisieren) der für die Eintragung zuständige Rechtspfleger viermal was zu beanstanden gehabt, sodass mir schon die Geduld ausging. Aber Silke hat’s ausgehalten und gerettet, sodass COMMuna e.V. seit dem 31.05. ein eingetragener Verein ist.
Der Hausverein ist nach dem Modell des Mietshäuser-Syndikats Gesellschafter einer GmbH, der die Immobilie gehört. Diese GmbH muss noch gegründet werden, und im Zusammenhang mit der Beschäftigung mit den Förderprogrammen LEADER und ILERL ergab sich, dass ein weiterer Verein, der die für öffentliche unkommerzielle Nutzung vorgesehenen Räume im Mühlengebäude betreibt, sinnvoll ist, und es stellte sich die Frage, ob eine oder beide dieser neuen Körperschaften Gemeinnützigkeit anstreben soll. Für diese wichtige und wohl auch komplexe Fragestellung wollten wir professionelle Beratung in Anspruch nehmen und fanden auch bald einen Berater, der uns zusagte. Allerdings sagte er zwei Tage vor dem vereinbarten Termin ab wegen eines Todesfalls in der Familie, und kurz danach wollte er sowieso in Urlaub gehen. Also suchten wir wieder und fanden – Glück gehabt – eine anscheinend sehr kompetente Wohnprojekte-Beratungsfirma in Lübeck. Dort waren wir nach einigen Telefonaten zum ausführlichen Beratungsgespräch und warten jetzt auf die detaillierten Vorschläge. Leider (für ihn mehr als für uns) ist unser Berater zwischendurch erkrankt – Pech gehabt -sodass wir noch nicht wissen, ob es nächste Woche weitergeht. Klar ist aber, dass die nächsten Schritte die Gründung der GmbH und des Vereins sein werden. Für den Verein, der die o.g. Räume betreiben soll, haben wir auch schon einen Namen beschlossen, weil das für den LEADER-Antrag nötig war, der jetzt gestellt wird. Er soll FreiRaum Brömsenberg e.V. heißen. Und wenn die GmbH soweit ist, wollen wir umgehend die Kreditverträge machen. Dazu kommen wir dann auf die von Euch zu, die uns Zusagen gegeben haben. Wie gesagt: Es geht los…
Ach ja, fast vergessen: Die Gruppe ist gewachsen. Unter kleinem Vorbehalt sind zwei Freund*innen aus Hamburg zu uns gestoßen. Dazu beim nächsten Mal mehr.
Ansonsten möchte ich noch zwei Dinge loswerden: Erstens nochmal vielen Dank an Euch, die uns helfen, diesen Traum zu verwirklichen, und zweitens, wie sehr ich es geniesse, schon hier im Garten der Mühle im Wagen wohnen zu können. Es ist ein kleines Paradies hier mit üppiger Vegetation und vielen verschiedenen Tierarten, von denen ich einige noch nie vorher gesehen habe, und die Rundgänge übers Gelände und entlang der Sude, aber auch durch die Gebäude machen viel Freude und Lust aufs Anfangen, auch wenn da sehr viel Arbeit lauert… 😉
Liebe Grüße Carsten für die COMMuna-Kerngruppe