[COMMuna-Info] №19

Liebe Unterstützer*innen, liebe am COMMuna-Wohnprojekt Interessierte,

die Schwalben sind nach zweimal brüten unterm Mühlendach wieder weg, manche Bäume fangen schon an, ihre Blätter abzuwerfen, und es wird abends schon deutlich früher dunkel. Der Herbst fängt an.

Seit unserem letzten Rundbrief Ende März ist viel passiert, soviel, dass wir bis jetzt keine Muße hatten, einen neuen zu schreiben. Aber jetzt …

Zunächst wieder der Stand der Dinge zu den Dauerthemen:

  • Unser B-Plan stagnierte monatelang, weil anscheinend keine*r der Beteiligten bemerkte, dass ein eigentlich bestelltes Gutachten nicht kam. Wir hoffen, dass das Missverständnis jetzt geklärt ist.
  • Unsere kleine (7,4 kWp) Freiland-PV-Anlage hinten im Garten ist fertig und läuft. Allerdings ist sie noch nicht beim Netzbetreiber angemeldet, sodass wir zwar schon selbst erzeugten Strom verbrauchen, den eingespeisten Überschuss aber noch nicht vergütet bekommen. Wir haben jetzt endlich einen Installateur gefunden, der die Anmeldung macht. Der Weg dahin ist eine Geschichte für sich, die eigentlich auch aufgeschrieben werden müsste.
  • Die Baumaßnahmen, um Silkes Einzug zu ermöglichen, sind im Gange. Aber auch da gab es eine Weile Stillstand, weil wir zeitweise mit anderen Dingen voll ausgelastet waren. Dazu weiter unten mehr.
  • Den eben genannten Umständen ist es auch geschuldet, dass das Projekt „Kornboden“ immer noch auf den Beginn wartet. Zur Erinnerung: Wir wollen den 120 m² großen Raum im Obergeschoss des Wohnhauses besser nutzbar machen, um das, was wir auch sein wollen, nämlich ein Begegnungsort für Soziale Bewegungen und Anbieter von Infrastruktur für lokale Gruppen, den Fußboden des Dachbodens darüber sanieren und dabei gleich bestmögliche Wärmedämmung verbauen. In ein paar Tagen haben wir einen Termin mit einer Energieberaterin, um uns über eine mögliche Förderung dieser Baumaßnahme zu informieren.
  • Und auch für die nächste Baustelle, eine (vollbiologische) Kläranlage, haben wir in ein paar Tagen Besprechungstermin, bevor es dann in diesem Herbst noch losgeht. Die Dringlichkeit ist massiv gestiegen, weil es in den letzten Wochen häufiger unangenehme „Havarien“ im Keller gab…
  • Wir wollen Teil des Netzwerks politischer Kommunen KommuJa werden. Dazu waren wir Ende Mai beim Jahrestreffen und sind nun in der einjährigen Aufnahmephase.

Ein weiteres Dauerthema ist das Mehr werden. Seit wir unsere „Arbeits- und Kennenlernwochenenden“auch auf dem Wohnprojekteportal der Trias-Stiftung bewerben, gab es tatsächlich einige Kontaktaufnahmen und Besuche, die bei drei Menschen nacheinander intensiver wurden und bei zweien zum „Probewohnen“ führte. Leider hat sich in allen drei Fällen aus jeweils unterschiedlichen Gründen nicht ergeben, dass wir das dauerhafte Zusammenleben probieren wollten. Aktuell ist ein Freund, den wir schon länger kennen, der also nicht über das o.g. Portal zu uns kam, in der Probephase, die bisher ganz vielversprechend verläuft… 🙂

Eine nicht geplante Art des „Mehr werdens“ erleben wir auch gerade: Seit ein paar Wochen lebt bei uns eine sechsköfige Familie, die als Geflüchtete von Obdachlosigkeit bedroht war. Für die Übergangszeit, bis eine passende Wohnung gefunden ist, haben wir relativ spontan ihre Aufnahme beschlossen. Da hatten wir uns nicht ausgemalt, welche Herausforderungen damit verbunden sein würden. Es gibt einerseits technische bzw. bauliche Gegebenheiten, die bei plötzlicher Erhöhung der Bewohner*innenzahl um sechs Personen an Grenzen stoßen, z.B. das o.g. Abwassersystem. Aber auch die Sprachbarriere führt zu Problemen und an Grenzen, trotz der Verwendung von Übersetzungs-Apps. Die Erfahrung zeigte, dass eigentlich kleine Ungenauigkeiten beim Übersetzen und/oder Satzumbau manchmal gravierende Sinnveränderungen des Gesagten ergeben, was wiederum zu neuen Missverständnissen führt. Das ist nicht hilfreich beim Klären von Konflikten, deren Entstehen beim engen Zusammenleben und bei kulturell und sozialisationsbedingten Unterschieden ja nicht verwunderlich ist. So gestaltet sich das Zusammenleben als manchmal anstrengend, auf jeden Fall aber kostet es Zeit und macht Mühe.
Trotz allem: Es bedeutet auch, schöne, interessante, wertvolle (Selbst-) Erfahrungen zu machen, und wir werden uns immer wieder dafür entscheiden, Menschen in Not zu helfen, wenn wir es können.

Ansonsten waren wir im Frühjahr und Sommer natürlich auch an diversen Orten politisch aktiv, z.B. bei Ostermärschen, bei Gerichtsverhandlungen wegen „Zivilem Ungehorsam gegen Atomwaffen“, mit der Mahnwache in Lübtheen zum Hiroshima-Gedenktag oder beim Protestcamp in Kiel „Gegen Kriegsprofiteure und Militarisierung“.

Und wir sind aktiv im örtlichen Verein „Natur- und Umweltschutz Griese Gegend“ NUGG e.V., dessen Treffen – im Vorgriff auf die für sowas geplante o.g. Erschliessung des Kornbodens – seit einiger Zeit in unserem Wohnzimmer stattfinden. Ein Schwerpunkt dabei ist eine Aufklärungskampagne zur oft unbekannten Umweltschädlichkeit von Zigarettenkippen.  Ein anderer Schwerpunkt ist die „AG Elbtaler Biohof„. Dabei geht es um den Plan der zur international agierenden Heilmann AG gehörenden „Elbtaler Agrar“, am Stadtrand von Lübtheen, weniger als 1 km von uns entfernt, einen „Sozial-ökologischen Erlebnishof“ zu bauen. Dazu ist ein B-Plan in Arbeit, und die dazugehörige Präsentation ist mit 4 großen Bio-Siegeln geschmückt. Die Frage, ob sich der geplante Rundling mit Hotel, Restaurant, Hofladen und Schau-Manufakturen, in den busweise die Interessierten gebracht werden sollen, jemals „rechnen“ kann, interessiert uns dabei weniger, und eigentlich sind wir entschiedene Befürworter von Bio-Landwirtschaft. Aber die zu diesem Bauprojekt genannten Planzahlen für die Stallgrößen bzw. den Tierbestand haben uns hellhörig werden lassen. Die haben nämlich mit bäuerlicher Landwirtschaft nichts mehr zu tun, das geht in Richtung industrieller Massentierhaltung, und wir werden u.a. prüfen, wie das mit den Bio-Siegeln vereinbar ist. Uns geht es hauptsächlich darum, eine weitere Tierquäl-Anlage zu verhindern, aber ganz eigennützig wollen wir auch nicht dem Gestank von knapp zweitausend auf viel zu engem Raum gehaltenen Mastschweinen ausgesetzt werden. Darum und wegen schon gemachter Erfahrungen mit der landwirtschaftlichen Praxis von Elbtaler werden wir dieses Vorhaben sehr kritisch begleiten. Wie gesagt: Bio-Landwirtschaft finden wir prima, aber bäuerlich muss sie sein. Massentierhaltung ist abzulehnen, egal ob sie vielleicht mit einigen Bio-Siegeln vereinbar ist!

Übrigens: In unserem kleinbäuerlich und natürlich bewirtschafteten Gemüsegarten haben wir dieses Jahr soviel geerntet, dass wir lange weder Gemüse noch Kartoffeln kaufen mussten. Von Jahr zu Jahr „zaubert“ Elu, der den „Garten-Hut“ aufhat, mehr leckere Sachen aus der Erde.

Und zu guter Letzt wieder für die neuen auf dieser Liste ein Wort zu „wir“ und „Ihr“ und dem gleich folgenden obligatorischen Schlusswort: Auf dieser Rundbrief-Liste waren, als wir vor fünf Jahren anfingen, weit überwiegend Menschen, die uns mit kleinen und großen Darlehen erst möglich gemacht haben, das Projekt „COMMuna in der Wassermühle Brömsenberg“ zu beginnen. Dafür sind wir nach wie vor allen Direktkredit-Geber*innen sehr dankbar! Im Laufe der Jahre sind weitere Darlehensgeber*innen und Freund*innen und Interessierte dazu gekommen.

„Wir“ sind in diesem Text die, die vor Ort leben und mitarbeiten, und „Ihr“ seid die in diesem Text angesprochenen, aber „wir“ sehen die Mühle als unser aller gemeinsames Projekt an.
Insofern seid „Ihr“ auch „Wir“. 😉
Und ein Satz noch zu Spenden: Das im COMMuna-Falter genannte Spendenkonto IBAN: DE80 4306 0967 1029 8218 00 BIC: GENODEM1GLS ist das der Wassermühle Brömsenberg gemeinnützige GmbH. Wir können also steuermindernde Spendenbescheinigungen ausstellen.

Liebe Grüße    carsten für die COMMuna